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Biodiversitätsmaßnahmen auf den FAIRDI – Modellanlagen zeigen erste Erfolge
Aktuelles vom 24.06.2024
Biodiversitätsmaßnahmen auf den FAIRDI – Modellanlagen zeigen erste Erfolge
Auf unseren Modellanlagen testen wir Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt um eine Best-Practice Methode abzuleiten, die dann in der gesamten Bodenseeregion angewendet werden kann. Dazu wurden beide Modellanlagen mit Wildbienennisthilfen, Vogelnistkästen, Totholzhaufen, Igel- und Mauswieselhäusern aufgewertet. Auf Randflächen und teilweise in den Fahrgassen wurden Blühstreifen angelegt. Die wissenschaftliche Begleitung der Biodiversitätsmaßnahmen erfolgt in der FAIRDI-Initiative durch den Projektpartner Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee.
Beschreibung der Flächen und Maßnahmen aus der Saison 2023
In beiden Modellanlagen gibt es jeweils eine Maßnahmenfläche und eine sogenannte Kontrollfläche. Die Kontrollfläche liegt in der Nähe der Maßnahmenfläche, dort finden keine biodiversitätsfördernden Maßnahmen statt.
Auf beiden Maßnahmenflächen wurden Wildbienennisthilfen, Vogelnistkästen, Totholzhaufen, Igel- und Mauswieselhäuser aufgestellt. In Gohren wurde am Rand eine Fläche mit einer einjährigen Blühmischung eingesät, in Frickingen wurden verschiedene mehrjährige Mischungen sowohl am Rand, als auch in den Fahrgassen eingesät, zusätzlich befindet sich auf dort ein großer Totholzhaufen.
Um die Effizienz der Maßnahmen zu überprüfen, werden mehrmals jährlich verschiedene Erfassungen durchgeführt. Es finden Sichtkontrollen der Nisthilfen statt, außerdem werden auf allen vier Flächen Proben von Insekten der Anlage durch Keschern, in Bodenfallen und über Klopfproben genommen. So können die Ergebnisse der Modellflächen mit denen der Kontrollflächen verglichen werden. Die Tierarten lassen wir durch eine DNA-Analyse bestimmen.
In der FAIRDI-Initiative werden Spinnen gesondert erfasst. Spinnen reagieren empfindlich auf Veränderungen ihres Habitats und sind als räuberisch lebende Insektenfresser wichtige Regulatoren im Ökosystem, weshalb sie sehr gut als Zeigerarten dienen. Daher werden sie aus den genommenen Proben aussortiert und von einer Expertin der Flächenagentur BW gesondert bestimmt. Die Bestimmung von Hand ist meist genauer und berücksichtigt im Gegensatz zur DNA-Analyse auch die Anzahl der Individuen einer Art.
Erste Ergebnisse aus der Saison 2023
Insgesamt wurden auf den Maßnahmenflächen in Gohren 244 und auf den Maßnahmenflächen in Frickingen 238 Insektenarten identifiziert. Auf den jeweiligen Kontrollflächen fanden sich in Gohren 205, in Frickingen 223 Arten. Damit zeigen die ersten Ergebnisse der Beprobung 2023 bereits für das erste Jahr einen durchweg positiven Effekt der Aufwertungsmaßnahmen auf die Artenvielfalt, nämlich 19% mehr Insektenarten in Gohren und 6,7% mehr in Frickingen auf den Maßnahmenflächen im Vergleich zu den jew. Kontrollflächen.
Die Sichtkontrollen der Nisthilfen haben folgende Ergebnisse ergeben: die meisten Nisthilfen wurden erst im Laufe des Jahres 2023 aufgestellt und aufgehängt. Vor allem die Vogelnistkästen und die Wildbienennisthilfe in Gohren waren zum Winter 2023 noch kaum belegt, während die Wildbienennisthilfe in Frickingen schon nahezu voll war. Die Ohrwurmschlafröhren waren vor allem in Gohren sehr gut besetzt. Die Mauswieselkästen waren von Mäusen oder Ohrwürmern belegt, dafür das Igelhaus von einem Mauswiesel. Selbst wenn die verschiedenen Nisthilfen im Moment noch nicht von den Tierarten genutzt werden, für die sie konzipiert wurden, so zeigen die Ergebnisse dennoch, dass die Nisthilfen auf alle Fälle entdeckt und genutzt werden.
Spinnen
Was die Spinnen betrifft, so wurden insgesamt 474 Spinnen-Individuen von 33 Spinnen-Arten bestimmt. Die Arten lassen sich 13 Familien zuordnen. Generell sind die erfassten Spinnenarten häufig vorkommende Arten und werden mit landwirtschaftlich genutzten Flächen (Grünland und Obstanlage) in Verbindung gebracht.
Auf beiden Anlagen lag die Zahl der Individuen auf den Maßnahmenflächen weit über der Anzahl auf den Kontrollflächen. In Gohren waren es fast doppelt so viele Spinnen auf der Maßnahmenfläche und in Frickingen waren es 58% mehr.
Bei der Betrachtung der Artenzahl waren auf der Modellanlage in Frickingen 47% mehr Arten im Vergleich zur Kontrollfläche, in Gohren war die Artenanzahl auf der Maßnahmenfläche allerdings 8% niedriger, als auf der zughörigen Kontrollfläche.
Fazit und Optimierungspotential
Manche Maßnahmen erwiesen sich bereits nach dem ersten Jahr als wenig praktikabel. So führten die Blühstreifen in den Fahrgassen zu einer erhöhten Mäusepopulation, die die Schädigung vieler Bäume mit sich brachte. Daher wird auf die Begrünung der Fahrgassen ab sofort verzichtet.
Auch die Ohrwurmschlafröhren werden in den Anlagen sehr gut genutzt. Ohrwürmer als Nützlinge, dienen dazu gewisse Schädlinge zu reduzieren, Ohrwürmer in zu großer Menge verschmutzen jedoch die Äpfel mit ihren Ausscheidungen.
Auch wenn sich nach dem ersten Jahr bereits Ergebnisse abzeichnen, so ist es wichtig, diese Untersuchungsreihe über mehrere Jahre fortzuführen, um wissenschaftlich belastbare Datenreihen zu generieren und damit aussagekräftige Ergebnisse abzuleiten.